‘Eranos: Nabel der Welt – Glied der goldenen Kette’ von H.T. Hakl


Hans Thomas Hakl, Eranos: Nabel der Welt – Glied der goldenen Kette. Die alternative Geistesgeschichte. Zweite u. wesentl. erw. Aufl. Gaggenau: H. Frietsch 2015. ISBN 978-935164-06-1

[Diese Rezension erschien erstmalig in: Gnostika. Zeitschrift für Symbolsysteme, H. 66, 2020S. 145-158.]

Rezension: Frater V∴D∴


Vom Eros des Wissens

Der Begriff Geistesgeschichte genießt, anders als früher, im postmodernen Narrativ nicht mehr den besten Ruf: Dem Ansturm existenzialistischer, strukturalistischer und vor allem dekonstruktivistischer Denkansätze, wie sie derzeit zumindest den westlich-abendländischen intellektuellen Diskurs bestimmen – um nur einige wenige Leitfaktoren hervorzuheben – können weder normative noch um die Suche nach Allgemeingültigkeit bemühte Unternehmungen so ohne weiteres dauerhaft standhalten. Dazu mag jeder stehen, wie er will, es ist jedoch nicht zu verkennen, dass damit zugleich ein Verlust einhergeht, der nicht nur prinzipiell bedauerlich ist, weil dadurch die Optionen des Geisteslebens empfindlich reduziert und bisweilen aufs banalste heruntergebrochen werden. Tatsächlich rächt sich dieser Verlust im gesamtgesellschaftlichen und politischen Leben auf bittere ja bedrohlichste Weise: Denn der in unserer Zeit stetig anschwellende, dümmlich-autoritäre, noch in jede Tyrannei verliebte politische Populismus ist nicht zuletzt auch diesem Phänomen fundamentaler seelischer Entwurzelung geschuldet. Aus diesem Grund wäre es auch ein fataler Fehler, das Eranos-Phänomen, und somit auch das vorliegende Buch, lediglich als historische Elfenbeinturm-Miszelle ohne konkreten Gegenwartsbezug abzutun. Der Untertitel dieses Werks, Die alternative Geistesgeschichte, ist daher nicht nur mutig formuliert, er scheint auch dringend geboten.

Kurz rekapituliert: Seit 1933 finden im schweizerischen Ascona am Monte Verità und an den Ufern des Lago Maggiore die Eranos-Tagungen statt, interdisziplinäre Zusammenkünfte von Wissenschaftlern, die über zehn Tage gemeinsam Vorträge vor Publikum abhalten, zusammen essen und diskutieren. Den roten Faden bietet dabei das Kernanliegen, eine Plattform für die Begegnung östlicher mit westlicher Religion, Philosophie und Weltanschauung zu bieten. Ein greifbares, über den unmittelbaren Teilnehmerkreis hinaus wirkendes Ergebnis dieser Tagungen sind die Eranos-Jahrbücher. Dabei liest sich eine Liste der Beteiligten und Beitragenden wie ein veritabler Who's Who westlicher Intellektualität. Um nur einige Namen hervorzuheben: C. G. Jung, Karl Kerényi, Mircea Eliade, Erich Neumann, Gershom Scholem, Gilles Quispel, Martin Buber, Adolf Portmann, Herbert Read, Joseph Campbell, Erich Neumann, Heinrich Zimmer, Hellmut Wilhelm, Hans Leisegang, Walter F. Otto, Karl Löwith, Henry Corbin, Eric Voegelin, Jean Gebser, Annemarie Schimmel, Jan Assmann, Erwin Schrödinger, Helmuth Plessner, David Carrasco, Moshe Idel, Ilya Prigogine, George Steiner, Daisetz Taitaru Suzuki, Walter Haug, Harald Szeemann, Shizuteru Ueda, Tilo Schabert, Reinhold Merkelbach usw.

Es liegt auf der Hand, dass sich eine derart umfangreiche und diversifizierte Veranstaltungsreihe, die nicht nur die unterschiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen, Religionen, Philosophien und Geistesströmungen miteinander vereint, sondern ihren Blick zugleich über zahlreiche Epochen, geschichtliche Entwicklungen und gesellschaftliche, kulturprägende Ereignisse schweifen lässt, nicht in knappen Worten und vereinfachenden Darstellungen angemessen und allumfassend würdigen lässt. Damit wäre nicht nur jeder Einzelforscher überfordert, ein derartiges Projekt würde zwangsweise enzyklopädische Ausmaße annehmen. Dem trägt Thomas Hakl insofern auf kluge Weise Rechnung, indem er sein Augenmerk vor allem auf die esoterische Seite der Eranos-Tagungen legt, wobei er in seinem aufschlussreichen Vorwort „Zur Entstehung des Buches” eine Definition und gleichzeitige Begründung voranstellt:

Als „esoterisch” gilt hier […] einfach das bewusste Bemühen um einen religiös motivierten Weg nach „Innen”, um ein Erkenne-Dich-Selbst (Dein „göttliches” Selbst). Oder in anderen Worten ausgedrückt geht es in der „Eranos-Esoterik” um eine „Individuation”, einen „descensus ad inferos = ascensus ad superos”, der sich im seelisch-symbolischen oder spirituellen Bereich und nicht im rational-intellektuellen abspielt, trotzdem aber mit dem Intellekt erkennbar bleibt. Daher auch die immer wieder bei Eranos feststellbare Skepsis gegenüber einer rein und ausschließlich rationalen Haltung und das bewusste Einbeziehen analogen „mythischen” Denkens. Nur wer sich auch auf das „Innere” einlässt, so die These, vermag zwischen Kulturen, Epochen und Disziplinen zu vermitteln, wie es das erklärte Ziel von Eranos ist. Denn im „Inneren” finden wir das alle Menschen zutiefst Verbindende, das in zahllosen Ausdrucksweisen immer dasselbe Eine ist oder in Jungscher Diktion das „Archetypische”. Der Weg dahin braucht Mythen, Symbole, also auf die Psyche wirkende „Bilder” zur Vermittlung und die esoterischen Disziplinen wie Astrologie, Tarot oder das chinesische I Ging bieten eben im besonderen Maße geeignete Bilder dafür. In diesem Sinne ist Eranos natürlich ein „Experimentierfeld, um an die Grenzen des eigenen Wesens zu stoßen”, wozu es gleichfalls gehört, dass man „das Ohr an den geheimen Strom der Zeit legt” und sich nicht im gerade modischen zeitgeistigen Augenblick verliert. Das ist eben das „Unzeitgemäße” oder vielleicht besser „Zeitlose” an Eranos. Aber nur so kann auch zwischen Epochen und Kulturen mit unterschiedlicher Zeitauffassung vermittelt werden. (S. 21f.)

Ferner ist es sein erklärtes Ziel, möglichst umfangreiches Grundlagenmaterial zusammenzustellen, um weitere, tiefergehende Forschung sowohl anzuregen als auch überhaupt erst zu ermöglichen. Dieser zunächst eher bescheiden anmutende Anspruch beschert uns immerhin ein Werk von stolzen 642 Seiten mit hunderten von „echten“ Fußnoten, also solchen, die dankenswerterweise nicht in irgendwelche eigens zu suchenden, nur mühsam zu durchblätternden Anhänge verbannt wurden. Allein das Literaturverzeichnis umfasst nicht weniger als 50 Seiten und das als Lesekompass unverzichtbare Namensverzeichnis schlägt mit fast 20 Seiten zu Buche. Hinzu kommen noch an die 60 Schwarz-weiß-Abbildungen, die das Eranos-Ambiente und zahlreiche seiner Teilnehmer und Protagonisten dokumentieren.

Bedurfte es bis zur Fertigstellung der ersten Auflage noch an die zwei Jahre, so gingen bis zur erheblich erweiterten vorliegenden zweiten Auflage immerhin weitere 14 Jahre ins Land: fast eineinhalb Jahrzehnte des unablässigen Forschens, des Stöberns in oft entlegenen Archiven, des Sichtens der immer weiter ausbordenden Fachliteratur, der biografischen Recherche und des Durchforstens von Nachlässen und weit verstreuten Querbezügen, des intensiven Diskurses und der umfangreichen brieflichen Korrespondenz mit Kennern der Materie, mit Zeitzeugen, Forschern und Kritikern.

 

 

Das Buch beginnt mit einer Würdigung der Bedeutung von Eranos und seiner Gründerin Olga Fröbe-Kapteyn. Es folgt eine detailliert aufgegliederte Schilderung der Vor- und Entstehungsgeschichte: “Die Münchner Kosmiker und Eranos”, “Theosophie und Arkanschule”, “Sehnsucht nach dem Osten, Monte Verità und die Schule der Weisheit”, “Olga Fröbe und Carl Gustav Jung”, “Rudolf Otto” (welcher der Veranstaltung immerhin ihren Namen verlieh) usw. – schon hier ist ein ausgesprochen breites Spektrum an Einflüssen und Ideenverwandtschaften zu verzeichnen. Es entsteht der Eindruck, dass Olga Fröbe mit so gut wie allen namhaften Zeitgenossen, vom Künstler und Dichter bis zum Religionsphilosophen und Naturwissenschaftler, vom Guru und Geisteslehrer bis zum Hochschulprofessor und Industriemagnaten, von der bildungsbürgerlichen Mäzenin bis zum NS-Parteibonzen regen Austausch pflegte.

Einmal auf die Bahn gebracht, erregte ihr Projekt dementsprechend auch sofort größte Aufmerksamkeit, die über viele Jahrzehnte bis in unsere Tage anhalten sollte. Bezeichnete der Biologe Adolf Portmann Eranos später einmal als ein „Zentrum des innersten Lebens“, sprach der Philosoph und Soziologe Helmuth Plessner gar vom „Bayreuth der Tiefenpsychologie”, sollte die schweizerische Zeitschrift für Psychologie konstatieren: „Eranos gehört zu den bedeutendsten Manifestationen der Gegenwart.”

Freilich war die allgemeine Rezeption keineswegs nur ungetrübt. So wurde bis in die Gegenwart Eranos immer wieder vorgeworfen, auch reaktionären, autoritären sowie faschistischen bzw. nationalsozialistischen Geistesströmungen ein unkritisches Podium geboten zu haben. Hakl verschließt sich dieser Problematik nicht, er widmet ihr bereits im ersten Drittel des Buchs das Kapitel „Eranos und der Nationalsozialismus”. Dabei befasst er sich im ersten Teil ausgiebig mit der Person C. G. Jungs und den gegen diesen erhobenen Vorwürfen der Kollaboration mit der nationalsozialistischen Tiefenpsychologie, Rassenideologie und dem Antisemitismus während der Hitlerzeit. Bekanntlich vollzog C. G. Jung nach dem Krieg eine dramatische Kehrtwende und machte Furore mit seinen wiederholten öffentlichkeitswirksamen Äußerungen zur deutschen Kollektivschuld und ihren Konsequenzen für die psychoanalytische Praxis. Ohne Jungs diesbezüglichen Entgleisungen zu verharmlosen oder gar zu leugnen, bemüht Hakl sich um ein differenzierteres, psychologisch begründetes Bild, indem er nicht nur Belege für Jungs schier maßlose Überzeugtheit von der eigenen Lehre anführt, sondern auch seinen bisweilen geradezu blindwütigen, skrupellosen Ehrgeiz zur Geltung bringt, ebenso sein ständiges Ringen um akademische Anerkennung. So entsteht das Porträt eines charakterlich bisweilen recht dubiosen Opportunisten, dem seine öffentliche und institutionelle Würdigung alles galt und an dessen persönlicher Integrität selbst einige seiner engsten Weggefährten, Bundesgenossen und Freunde mehr als einmal plausible Zweifel kundtaten. Das schmälert gewiss nicht C. G. Jungs wissenschaftliche Leistungen und Errungenschaften, kratzt dafür aber umso deutlicher an seinem Status als hehre Lichtgestalt, was vielen seiner eher unkritischen Jünger und Anhänger kaum behagen dürfte.

Den zweiten Teil dieses Kapitels macht eine ausführliche Abhandlung über Jakob Wilhelm Hauer aus, den heute wohl nur noch einige wenige Fachgelehrte und Forscher kennen dürften. Dieser dem schwäbischen Pietismus entspringende Religionswissenschaftler, Sanskritologe und Yoga-Experte wandte sich nach anfänglicher Missionstätigkeit in Indien von Kirchenchristentum ab, um es ab dann zeit seines Lebens vehement zu bekämpfen, und entwickelte einen eigenen, rassisch begründeten neuheidnischen „Deutschen Artglauben”. Er vertrat, wenn auch eher im Privaten als öffentlich, einen politisch ausgerichteten scharfen Antisemitismus und schloss sich schon früh der nationalsozialistischen Bewegung an. Hitlerjugend-, SS- (von Heinrich Himmler und Richard Heydrich persönlich eingeführt und schließlich in den Rang eines Hauptsturmführers erhoben) sowie NSDAP-Mitgliedschaft boten ihm eine steile NS-Karriere, gleichzeitig war er zumindest zeitweilig auch als SD-Spitzel tätig.

Hakls Analyse zeichnet wiederum das Bild einer sehr ambivalenten Persönlichkeit: Bei seinen Parteigenossen geriet Hauer trotz aller vorgehaltenen Linientreue immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik wegen seiner Bereitschaft, zu politischen und religionswissenschaftlichen Tagungen auch jüdische Referenten einzuladen; eine besonders herzliche Beziehung unterhielt er auch zu keinem Geringeren als Martin Buber, der ihn noch nach Kriegsende großmütig verteidigte. Mit C. G. Jung pflegte er über einige Jahre einen regen Austausch und es gilt als ausgemacht, dass auch dieser Kontakt zu einem prominenten Befürworter und Aushängeschild des NS-Regimes Jungs späteren Ruf nachhaltig beschädigte. Das trifft gleichermaßen auf Eranos zu, obwohl Hauer dort nur ein vergleichsweise kurzes Gastspiel gab, bis er, nicht zuletzt auf politischen Druck hin, seine weitere Teilnahme absagen musste, dies möglicherweise aber durchaus selbst so wollte. Auch in seinem Fall werden die einwandfrei nationalsozialistischen Verbindungen und Aktionen mit den durchaus paradoxen Zeugnissen einer gänzlich gegenläufigen Weltanschauung und deren praktischer Umsetzung kontrastiert.

Tatsache ist auch, dass die nationalsozialistischen Behörden ab 1936 zunehmend hartleibiger auf eine mögliche Teilnahme deutscher Hochschullehrer an den Eranos-Tagungen reagierten und ihnen die Ausreise pauschal sperrten. Für kultur- und rassenübergreifende, dem Humanismus und dem Weltfrieden verpflichtete, das Individuum und seine spirituelle Entwicklung in den Vordergrund stellende Veranstaltungen war in der NS-Ideologie nun mal – zumindest in der Theorie – kein Platz. Andererseits ließ sich die Organisatorin mit der NS-Bürokratie durchaus auf den einen oder anderen politischen Kuhhandel ein: So erfolgte etwa ein zeitweiliger Ausschluss jüdischer Referenten zugunsten einer behördlich genehmigten Teilnahme „arischer”, „politisch zuverlässiger“ reichsdeutscher Forscher. Auch in den Eranos-Jahrbüchern wurden bisweilen Beiträge nicht publiziert (so etwa ein Vortrag von Paul Tillich), weil man befürchtete, die Bände könnten wegen ihres politischen Gegenwartsbezugs unter dem NS-Regime einem Verbreitungsverbot im Deutschen Reich anheimfallen. Andererseits wurde wiederum etwa der geplante Vortrag von Hans Leisegang im Jahrbuch 1939 veröffentlicht, nachdem die deutsche Regierung ihn aus politischen Gründen nicht hatte ausreisen lassen.
Über die durchaus milde Nachsicht, mit der Hakl dieses ambivalente Verhalten Fröbes abhandelt, kann man streiten, gänzlich unnachvollziehbar ist sie allerdings auch nicht.

Im 11. Kapitel befasst Hakl sich wiederum eingehend mit dem langjährigen Eranos-Referenten Mircea Eliade, seiner Verstrickung mit der virulent antisemitischen und terroristischen Eisernen Garde und dem christlich-mystisch durchsetzten rumänischen Faschismus der Zwischenkriegszeit und unmittelbar danach. Eliade, der sich von diesen Aktivitäten auch Jahrzehnte nach Kriegsende nie explizit distanzierte, unterhielt in den 60er Jahren zudem enge Kontakte zur französischen Neuen Rechten um Alain de Benoist. Auch er also ein Eranos-Referent, und es gab noch weitere außer den hier erwähnten, dessen unbestreitbare wissenschaftlichen Verdienste mit einem – nicht nur aus heutiger Sicht – eher unappetitlichen, mindestens aber problematischen politischen Engagement und Verhalten einhergingen.

Allerdings ist auch die rein esoterische Seite von Eranos nicht frei von Widersprüchen. Gab es einerseits einen weitgehenden Konsens über die Ablehnung des „Okkultismus”, insbesondere auch Rudolf Steiners und der Anthroposophie, so behandelte man andererseits ohne jede Berührungsangst Themenbereiche wie die Astrologie, das I Ging, den indischen Tantrismus, den Tarot, die verschiedenen Reinkarnationslehren, die jüdische, christliche und islamische Mystik, antike und ägyptische sowie gnostische Mysterienkulte und zahlreiche verwandte Geistesströmungen. Das behagte auch nicht gleichermaßen allen beteiligten oder damit konfrontierten Referenten.  Was dem Einen seine Weisheitsschule, ist eben dem Anderen sein Aberglaube – und umgekehrt: Dies trifft auch unverkennbar auf das Eranos-Projekt zu.

Nach Kriegsende, als zunehmend prominente Naturwissenschaftler, darunter auch der Nobelpreisträger Schrödinger, eingeladen wurden, mehrten sich allerdings die Vorbehalte unter den Referenten. Dementsprechend traten sie, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in der Regel auch nur einmalig in Erscheinung.

Bezeichnend ist sicher, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der Eranos-Vortragenden das verkörperte, was man in der heutigen internationalen Religionswissenschaft gemeinhin als „scholar-practitioners” bezeichnet, also akademische Forscher, die zugleich im Privaten das praktizieren, was sie im öffentlichen Leben erforschen: ein Phänomen, das auch in unseren Tagen zahlreiche religionswissenschaftliche Symposien und Tagungen begleitet. Da die akribische Wissenschaftlichkeit der einzelnen Beiträge solcher Forscher darunter offensichtlich nicht leidet, wofür schon der kritische Blick der anderen anwesenden Kollegen (nicht selten ja auch akademische Rivalen) Sorge trägt, garantiert dies eine überaus begrüßenswerte Praxisnähe und ein tiefergehendes, erfahrungsbasiertes Verständnis der jeweiligen Themen „aus erster Hand”. Schließlich ging es den Eranos-Organisatoren stets auch um „erlebte Religion“ im Gegensatz zum trockenen, unbeteiligten Theoriewerk etwa des akademischen Historismus und Positivismus. Nicht selten befragten die an dem Unternehmen Beteiligten, so etwa Olga Fröbe selbst, ebenso aber auch beispielsweise Heinrich Zimmer, das I Ging-Orakel, wenn besonders schwerwiegende Entscheidungen hinsichtlich des Projekts anstanden. Mit diesen Orakelaussagen wurde dann im darauffolgenden Briefwechsel auch immer wieder rege argumentiert.

Zugleich gab es aber auch eine Vielzahl von Referenten, überwiegend aus dem Bereich der Naturwissenschaften, die allem Esoterischen eher ablehnend gegenüber standen, wobei auch dies für manche Grund genug war, freiwillig auf weitere Auftritte im Rahmen der Eranos-Tagungsreihe zu verzichten oder sich bisweilen sogar abfällig über die Veranstaltungen zu äußern.

Wer sich mit Eranos eingehender befasst, sei es prinzipiell kritisch oder auch nur interessiert-rezeptorisch, stößt dabei unentwegt auf die bis heute noch aktuelle Diskussion um Stärken und Schwächen der (Religions-) Phänomenologie, um vermeintlichen oder realen Irrationalismus, um die Problematik des Essenzialismus, um spirituellen (oder vielleicht auch nur spirituell verbrämten) Eskapismus, schließlich auch um die Frage nach einer etwaig vorgehaltenen Affinität zum Urfaschismus (beispielsweise in der Definition von Umberto Eco). Immer wieder umkreist Hakl diese Thematik sowohl in seinen Kommentaren als auch im Fußnotenapparat und hält sie dadurch präsent. Während sich die urfaschistischen Hauptmerkmale des Synkretismus, des Antimodernismus und des Elitedenkens seiner Auffassung nach im Zusammenhang mit Eranos durchaus diskutieren lassen, gilt dies andererseits eindeutig nicht für die den Faschismus ebenso zwingend kennzeichnenden Elemente wie Intellektuellenfeindschaft, Verschwörungstheorien, politischen Populismus oder den normativen Heroismus. Auch wegen dieser differenzierten Analyse des Phänomens Eranos lohnt die Lektüre, die Gegenwartsbezüge sind mehr als evident.

 

 

Einige weitere Themenbereiche des Buchs können hier platzbedingt leider nur im Schnelldurchlauf als Stichpunkte kurz aufgelistet werden, wie immer handelt Hakl sie mit kluger Umsicht und um Ausgewogenheit bemühter Quellenkritik ab: C. G. Jung, der Archetypus Eranos und sein genius loci; Höhen und Tiefen des gesamten Eranos-Projekts; organisatorische Herausforderungen, Verwerfungen, finanzielle Probleme, Briefwechsel, sowie hinter den Kulissen so manch Allzumenschliches des Unterfangens; private Kommentare sowohl der Betroffenen als auch zahlreicher Gegner; Diskurse der Forschung und Gelehrtenstreit; konkrete Ausreiseprobleme vor allem reichsdeutscher Forscher und Referenten und das beharrliche Klinkenputzen Olga Fröbes beim Berliner NS-Kultusministerium; C. G. Jung als Esoteriker; das weltanschauliche Spannungsfeld Fröbe-Jung; die Mäzene Mary und Paul Mellon; der Einfluss Ludwig Klages’ auf einzelne Referenten des Eranos; britische und amerikanische Geheimdienste und ihr Argwohn gegenüber Eranos; Eranos und sein wiederholtes Scheitern in den USA; Joseph Campbells Werk als Brückenschlag zwischen Eranos und der späteren New Age-Bewegung; Gershom Scholems Beziehung zum Okkultismus, ferner sein bedeutender persönlicher Einfluss auf das Eranos-Projekt; Henry Corbins mundus imaginalis und die archetypische Psychologie; Mircea Eliade und seine fortgesetzte innere Distanz zu Eranos; C. G. Jungs Abschied von Eranos; die Zeit nach Olga Fröbes Tod – leider muss diese knappe Übersicht hier enden, sonst erreicht sie selbst noch Buchformat.

Denn es geht dem Autor nicht allein um Historiografie: Ebenso wichtig erscheint ihm die Kontextualisierung von Eranos innerhalb unserer aktuellen ideengeschichtlichen Umwelt, die politischen und ideologischen Strömungen der Gegenwart eingeschlossen. Daher ist es unverzichtbar, hier noch auf die abschließenden Kapitel des Werks im Einzelnen einzugehen.

In Kapitel 14 „Heikle Fragen – Versuche zu antworten” befasst er sich zunächst mit dem 1984 erschienenen hochgradig Eranos-kritischen Aufsatz Eranos – eine moderne Pseudo-Gnosis des 2011 verstorbenen, dezidiert marxistischen Groninger Hochschullehrers Hans Heinz Holz. Dieser kritisiert Eranos als „konservative, spätbürgerliche Weltfluchtbewegung, die durch die egozentrische Konzentration auf Selbsterlösung wegführt vom politischen Engagement für eine bessere Welt“, wobei er dies allerdings auf die vorherrschende Erwartungshaltung bei den Tagungen selbst beschränkt wissen will, die Jahrbücher dagegen durchaus als wertvolle Dokumente geistesgeschichtlicher Auseinandersetzung begreift. Hakl nimmt diesen Fehdehandschuh auf und schickt sich an, im Zuge einer Grundsatzdiskussion, untermauert mit zahlreichen Belegen wie Äußerungen von Organisatoren, Referenten und zuhörenden Teilnehmern sowie von Fachautoren, diese Kritik – bei gleichzeitiger Anerkennung valider Einwände – Stück um Stück zu relativieren und letztlich zu widerlegen. So führt er den Leser auf eine anregende philosophische Reise, die sich um existenzielle Fragen wie Glauben, Heilsvorstellungen, Individuation, Hermetik, Spiritualität, Gnosis, Rationalismus, Szientismus, Positivismus, Materialismus und mehr rankt. Dabei spricht er sich deutlich gegen eine rein mechanistische Wissenschaftsauffassung aus und erörtert die Fundamente antimodernistischer Kritik, verschweigt aber auch nicht das bisweilen ambivalente Verhältnis eines Referenten wie G. Scholem zum Eranos-Unterfangen. Erwartungsgemäß ist er als engagierter Eranos-Chronist partei, vermittelt dies aber auf wohltuend sachliche Weise unter Verzicht auf jegliche Polemik.

Immer noch auf Holz und seinen Aufsatz rekurrierend, befasst Hakl sich im zweiten Abschnitt des Kapitels mit den politischen Implikationen sowohl der Kritik als auch des Eranos-Projekts selbst. Wo Holz einen strengen Dualismus zwischen Selbst und Welt unterstellt, darin auf den existenzialistischen, letztlich durch Heidegger geprägten Gnosis-Begriff von Hans Jonas und den inflationären, pejorativen Gebrauch des Terminus durch Eric Voegelin (selbst ein Eranos-Referent) zurückgreifend, verneint Hakl für Eranos jegliche antikosmische Grundströmung, wie sie den Auffassungen sowohl C. G. Jungs, Henry Corbins, Mircea Eliades, Gershom Scholems, Martin Bubers sowie der allermeisten anderen Referenten zuwiderläuft. Er stellt diesem reduktionistischen Gnosis-Bild die Forschungen etwa von Peter Koslowski, Ralf Liedtke und Barbara Aland entgegen, die allesamt den antiken Gnostizismus weniger von Weltflucht als von der „Freude, schon erlöst zu sein“ gekennzeichnet sehen. Somit kann auch die diffamierende Bezeichnung „Pseudo-Gnosis“ nicht wirklich greifen.

Eranos im gleichen Atemzug Antimodernismus und Fortschrittsfeindlichkeit beizumessen, geht Hakl entschieden zu weit:

Einen so generellen Widerstand gegen die Moderne, [sic] kann man Eranos jedoch nicht wirklich unterstellen, ist Eranos doch mindestens so „aufklärerisch“ wie in der Antike wurzelnd. Die durchgehend wissenschaftliche Haltung fast aller Eranosvortragenden ist ein beredtes Zeugnis dafür. Wogegen sich Eranos (und nicht nur dieser Kreis) jedoch sehr wohl wendet, ist die Moderne in einer ausschließlich technizistischen, materialistischen und das archetypische Element leugnenden Ausgestaltung, für die völlig automatisch das Neue dem Alten überlegen ist. Es geht also vor allem um die – wie es Alain Finkielkraut einmal ausgedrückt hat – Obsession der Moderne, das Reale mit dem Rationalen gleichzusetzen. (S. 506f.)

Und in einer Fußnote (n. 65) fügt er hinzu:

Deswegen ist Eranos auch nicht „irrational”, wohl aber gegen diejenige Form von Vernunft gerichtet, die Horkheimer, Adorno und Habermas mit dem Ausdruck „instrumentelle Vernunft” belegt haben. Sie bezeichnen damit eine rein zweckrationale Ausrichtung, in der Mensch und Welt ausschließlich als Gegenstand technischer Manipulation gesehen und damit zum Spielball subjektiver Interessen werden.

Dem setzt Hakl seinen „integrationistischen” Ansatz entgegen, wie er das gesamte Eranos-Projekt überhaupt ausmacht: Es geht darum, „einfach den Mythos voll in das moderne Leben [zu] integrieren.” Denn für die Eranos-Beteiligten war der Mythos eine „zeitlose Wahrheit”, welche „ihren Platz genauso gut in der sich ständig wandelnden Moderne finden könne.” Interessant ist auch sein Zusatz:

Dabei war ihnen vermutlich aber nicht bewusst, dass ihr Begriff des Mythos, der ebenso Eranos kennzeichnete, durch und durch modern war. Denn ob der Mythos tatsächlich jemals diese „heilbringende” Funktion besaß, Mensch und Kosmos, Religion und Politik in einer übergreifenden Einheit zusammenzuführen, muss dahingestellt bleiben. Erst die moderne Trennung dieser Bereiche konnte nämlich solche „romantischen” Vorstellungen überhaupt hervorbringen. Für einen wirklich in einer einheitlichen mythischen Tradition lebenden Menschen ist eine solche Spaltung ja gar nicht vorstellbar. Steven Wasserstrom nennt deshalb auch Scholem, Eliade und Corbin „antimoderne Moderne”. (S. 507)

Schließlich verweist er auch argumentativ auf Erscheinungen hypermoderner Esoterik hin wie etwa die Cybermagie oder den auf Interaktion mit modernsten technischen Geräten beruhenden Spiritismus: soweit also zum Thema pauschaler „Fortschrittsfeindlichkeit”. Und es bleibt auch nicht unerwähnt, wie sehr das moderne wissenschaftliche Denken in seiner Entstehung esoterischem Gedankengut verpflichtet ist. Drei weithin bekannte Beispiele dafür bieten etwa Isaac Newton, Robert Boyle und Paracelsus.

Hakl räumt ein, dass die von Holz aufgeworfenen Fragen einer viel ausführlicheren Auseinandersetzung bedürfen, als sie ihm im Rahmen eines einzelnen Kapitels möglich ist und erkennt zudem an: 

man wird auch kaum leugnen wollen, dass vieles auf viele Teilnehmer zutreffen wird. Was stört, ist eher das Apodiktische an Holzens Analyse, so als gäbe es gar nichts anderes. Esoterisches Denken ist jedoch (in seinem Idealtypus) […] kein Denken in Ausschließlichkeiten und ewig unvereinbaren Gegensätzen, sondern baut auf Komplementaritäten auf. Es zeigt sich nicht widerspruchsfrei, sondern pendelt zwischen den Polen hin- und her, um schlussendlich in einer coincidencia oppositorum, dem Zusammenfall der Gegensätze, zu gipfeln. (S. 509)

Es gäbe noch einiges mehr zu diesem sehr lesenswerten Disput zu sagen, doch wir müssen weiter.

 

 

Den dritten und letzten Teil des Kapitels widmet Hakl dem Problem des Völkischen im Zusammenhang mit Eranos. Erlangte der Begriff „völkisch” nach 1875 aus Gründen des Sprachpurismus zunächst eine neutrale Bedeutung als Ersatzwort für „national”, so war es mit dieser Neutralität spätestens Anfang der 30er Jahre vorbei, nachdem die nationalsozialistische Propaganda den Ausdruck für sich gekapert hatte, um damit einen massiv antisemitischen Nationalismus zu kennzeichnen. Parallelen zum völkischen Denken finden sich zeitgleich auch in Frankreich, Italien, Rumänien und anderswo, ja sogar – selbstredend ohne die antisemitische Komponente – in Teilen des Zionismus.

Auch der jüdische Theologe und Mystiker Martin Buber sowie der pazifistische Anarchist Gustav Landauer, beide ausgewiesenermaßen alles andere als NS-Ideologen, beanspruchten völkisches Denken für sich, freilich in seiner nichtaggressiven und keineswegs rassistischen Variante.

So spürt Hakl den verschiedenen Ausdrucksformen völkischen Denkens nach und macht dabei deutlich, wie sehr auch dieser heutige Kampfbegriff überwiegend antifaschistischer Kreise bei genauerer Betrachtung einer gebührenden Differenzierung bedarf.

Die Wurzeln dieser Geistesströmung liegen, wie Hakl herausarbeitet, einmal mehr in der deutschen Romantik und in deren Gegnerschaft zu der im Zuge der Französischen Revolution in Erscheinung getretenen Massenbewegung: ein Prozess, der die Romantik schließlich nachhaltig politisierte. So tritt an die Stelle des Individuums mit einem Mal das individuelle Volk. Erhalten bleibt dabei die romantische Prämisse, dass die wirkliche Lösung aller Probleme allein in der Innenschau, dem „fühlenden Hineinhorchen“ in die menschliche (oder eben auch völkische) Seele liegt. Das verbindet die Esoterik des Eranos durchaus mit völkischer Anschauung.

Tiefenpsychologisch begründet, verweist Hakl darauf, dass dieses „Hineinhorchen in die unbekannten und potentiell gefährlichen Tiefen des menschlichen Bewusstseins” im völkischen Ansatz auch die „mindestens ebenso gefährlichen Tiefen des eigenen Volkes” tangieren ja entfesseln kann. Er mutmaßt zudem, dass dies vielleicht zumindest teilweise die Faszination ausmachen könnte, die lange Zeit vom „Völkischen” ausging. Am Beispiel des Verlegers Eugen Diederichs, der gleichermaßen im großen Stil für die Verbreitung esoterischen wie völkischen Gedankenguts im deutschen Sprachraum sorgte, belegt er diese sicher etwas überraschende, unkonventionelle These.

Letztlich verknüpft der Autor das Völkische mit dem Mythischen, wobei er ausdrücklich darauf hinweist, wie „extrem gefährlich”, vor allem auf dem Gebiet der Politik, die Einbeziehung des Mythos sein kann, der durch seine inhärente Ambivalenz nur zu oft jede überkommene Ethik und Moral außer Kraft setzt. „Verblüffenderweise,” so schreibt er, „scheinen nämlich gerade in der Politik die faszinierendsten Mythen diejenigen zu sein, die mit ihrem Talmiglanz Leid und Unglück heraufbeschwören. Sei es nun der Mythos von Blut und Boden, von der klassenlosen Gesellschaft oder einer furchterregenden Endzeit.” (S. 518) So gewinnt die Betrachtung des Eranos eine zusätzliche, bisweilen durchaus bestürzende Dimension.

 

 

Das vorletzte Kapitel trägt den Titel „Eranos als Vorbild”. Hier bettet Hakl das Eranos-Projekt in einen nochmals erweiterten Gesamtkontext ein, indem er detailreich auf eine Vielzahl ähnlicher, wesensverwandter Zusammenschlüsse, Studiengruppen, Konferenzen usw. verweist. Dabei reicht das Spektrum von Italien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden bis in die USA und nach Israel, wobei es auch zahlreiche personelle Überschneidungen mit Eranos-Teilnehmern gab und noch immer gibt. Orte, Institutionen, Organisatoren, Referenten, Autoren, Publikationsorgane, Tagungen: Die dargebotene Informationsdichte ist nicht nur atemberaubend, sie ist auch insofern dankenswert, weil sich in der bisherigen Literatur zum Thema nichts Vergleichbares findet.

Zudem wird immer wieder deutlich, welche Wellenkreise das Eranos-Projekt weltweit gezogen hat. So ist es keine Übertreibung zu behaupten, dass mittlerweile international etablierte Vereinigungen wie etwa die European Society for the Study of Western Esotericism (ESSWE), die amerikanische Association for the Study of Esotericism (ASE) sowie das vor kurzem in Wien etablierte Occult South Asia Network (OSAN), die sich der akademischen Erforschung esoterischer Geistesströmungen und ihrer gesamtgesellschaftlichen Strahlkraft widmen, ohne die durch die Eranos-Tagungen geleistete Vorarbeit heute kaum denkbar wären. Selbst bei Gründung und Aufbau des weltbekannten kalifornischen Esalen-Instituts hat Eranos nachweislich Pate gestanden.

Im relativ kurzen letzten Kapitel 16 mit dem Titel „Geht ein Zyklus zu Ende – oder doch nicht?” referiert Hakl die bei aller prinzipiellen Einheitlichkeit doch deutlich zu unterscheidenden verschiedenen Epochen des Eranos. C. G. Jung, Olga Fröbe, Adolf Portmann und schließlich Rudolf Ritsema: Sie alle haben dem Eranos ihren eigenen Stempel aufgedrückt, sowohl organisatorisch als auch thematisch. Die Vielzahl unterschiedlichster Referenten tat allerdings das Ihrige, um jegliches Abgleiten in die betriebsblinde Einseitigkeit wirkungsvoll zu verhindern.

Gewiss lässt sich allerdings auch konstatieren, dass nach der Aufspaltung des Eranos (Hakl vermeidet konsequent den Begriff Schisma und man fragt sich gelegentlich, warum eigentlich …) die verschiedenen gegenwärtig noch operierenden Stränge trotz ihres Bekenntnisses zur eranischen Ur-Idee in ihrer Außenwirkung kaum noch an das ursprüngliche Projekt heranreichen. Hakls Überlegungen zu einer möglichen Fortführung des Eranos durch Miteinbeziehung praktischer Einübungen des behandelten Lehrstoffs zur Intensivierung der geistigen Anbindung an das Projekt, wie es sie anfangs schon unter Olga Fröbe gab, sind sicher wohldurchdacht und gut gemeint – ob sie die Bedürfnisse des heutigen, digitalisierten Publikums mit seinem sofortigen globalen Zugriff etwa auf die TED Talks-Reihe sowie eine Vielzahl konkurrierender Internet-Angebote (so etwa Podcasts, YouTube- und Streaming-Kanäle, universitäre Download-Plattformen usw.), auch im esoterischen und geisteswissenschaftlichen Bereich, wirklich noch widerspiegeln können, bleibt wohl abzuwarten. Auch hier gilt immer noch die zugegebenermaßen etwas abgedroschene Maxime, dass die Hoffnung stets zuletzt stirbt.

So bleibt das abschließende Fazit, dass wir es hier mit einer wahren Schatztruhe und einem veritablen Lebenswerk zugleich zu tun haben, das weit über sein nur scheinbar eng umgrenztes historisches Thema hinausweist: Insgesamt ein Buch, das für viele Stunden überreiche, stets faszinierende und geistesgeschichtlich erhellende Lektüre bietet und eindeutig einen Ehrenplatz neben dem Lesesessel oder auf dem Nachttisch verdient hat. Chapeau!





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